Die Entstehung von Wappen geht auf das 12. Jhdt. zurück. Es diente den gleichförmig gerüsteten Rittern als charakteristisches Unterscheidungszeichen auf Schild und Helm. Daraus entstand dann die Wappenkunde, die Heraldik, die sich mit den Regeln befasst, nach denen ein Wappen angelegt und geführt werden konnte. Es war zunächst eine rein adelige Wissenschaft. Im Verlaufe der Jahrhunderte begannen jedoch auch die Stadtbürger mit dem Adel nicht nur im Aufwand der Häuser, Kleider und Vergnügungen, sondern auch im Streben nach Rang und Titel zu wetteifern. Dazu gehörte dann auch die Schaffung eines Wappens. Frühzeitig nahmen auch Städte, Fürstentümer, geistige Würdenträger, Zünfte und andere Verbände ein Wappen an.
Die Wappen der Familie Wuppermann sind erst im 17. Jhdt. entstanden. Von jeher hatte der Kaufmann das Bedürfnis, Papiere und Briefe durch ein Siegel zu verschließen; so erfüllte das Familienwappen noch den praktischen Zweck, dass es als Petschaft (Siegel, Siegelring) verwandt werden konnte. Peter Wuppermann (1610-1682) hat sich die Melusine, eine Wasserjungfrau, die ihre beiden Fischschwänze nach oben gebogen mit ihren Händen festhält, für sein Wappen gewählt. Überliefert ist deren Verwendung durch seine Enkel Peter und Hildebrandt, von denen es als Petschaftsbild benutzt wird.
Die eigenartige Melusine hat in der Familie und außerhalb oft zu Versuchen Anlass gegeben, ihren Sinn zu deuten. Man wird das Fabelwesen, halb Mensch, halb Fisch, als Sinnbild des Wassers zu deuten haben, denn das Wasser der Wupper musste in einem redenden Wappen erscheinen. Man könnte auch vermuten, dass die Figur, wenn sie ihre Flossen symmetrisch nach oben schlingt, darum willkommen war, weil sie das „W“ darstellte, den Anfangsbuchstaben des Namens Wuppermann, doch ist dies eine Vermutung, die durch keine alten Zeugnisse bestätigt werden kann.
Das Motiv wurde mannigfach ausgestaltet. Mal füllte die Figur die ganze Fläche aus, als Helmzier ist ein nach rechts springendes Pferd gewählt. Daraus mag die Freude am Reiten sprechen. Ein anderes Mal schwebt die Melusine über dem Wasser, als Helmzier dient eine Rose. Ein anderer Vetter führt gar einen männlichen, einschwänzigen Wappennix im Wappen, der einen Dreizack hält und auf dem Wasser mit einer Gans schwimmt. Ein ganz anderes Wappen ist in der Stolberger Linie angenommen. Auf einem Grabstein von 1779 ist ein aufrechtstehender Fischer mit einer Angel, an der ein Fisch hängt, zu sehen. Auch hier ist die Beziehung zum Wasser der Wupper zu erkennen, aber die Melusine ist verschwunden.
Später übernahmen die westfälischen Wuppermanns das springende Pferd, vielleicht als das Westfalenross gedacht. Eine weitere Umwandlung erfuhr das Wappen, indem es verdoppelt und die beiden Schilder rechts und links von einem Anker getrennt sind. Die nunmehr einschwänzigen Melusinen reichen mit der einen Hand aus dem Bild heraus und ergreifen den Anker, während die nach außen gekehrte Hand einen Zweig hält. Über beiden Wappen steht nur ein Helm und der trägt statt einer drei Rosen. Gegenwärtig ist wieder der Schild mit der zweischwänzigen Nixe und als Helmzier drei Rosen gebräuchlich.
Die Familienmitglieder sind von Anfang an in der Wappendarstellung undogmatisch verfahren. Die eigene Phantasie oder die von künstlerischen Bearbeitern schuf die große Zahl von Abwandlungen. Auch die Farben sind nicht festgelegt. Niemand weiß, was die ersten Träger des Wappens darüber bestimmten. Vielleicht war es ihnen gleichgültig. Sie standen der wissenschaftlichen Heraldik fern und hatten nur das Bedürfnis, mit dem praktischen Zweck eines Briefsiegels das Spiel der künstlerischen Phantasie zu verbinden.